Von Ulf Berner (Ratsherr, Wilhelmshaven)
Unter Teilnahme der Regierungsspitzen aus Bund und Land und Pressevertreter*innen aus der ganzen Welt, wurde am 17.12.2022 das LNG Terminal in Wilhelmshaven eingeweiht.
Mit dabei natürlich auch unser Oberbürgermeister und Vertreter*innen aus Rat und Verwaltung.
Bei diesigem und gefühlt sibirischem Wetter, ging es unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen mit der MS Helgoland aus Cuxhaven Richtung Terminal.
Genau die richtigen Temperaturen, um nachzuspüren, wie wichtig Energieversorgung insbesondere Wärmeenergie für unser Land in diesen Zeiten ist.
Gemächlich nimmt die Helgoland Kurs auf das Terminal. Während sich die Medien im vorderen Salon um Kanzler Scholz, Wirtschaftsminister Habeck, Finanzminister Lindner und den Nds. Ministerpräsidenten Weil drängen, finden im hinteren Bereich angeregte Gespräche zur Energieversorgung und zu den Entwicklungschancen aber auch Herausforderungen Wilhelmshavens als Energiedrehscheibe statt.
Dann die Rede unseres OB, in der er nicht vergisst sehr deutlich zu machen, dass unsere Stadt gerade enorm viel leistet, aber nun erwartet, dass Bund und Land den Bürger*innen etwas zurückgeben. Einen großzügigen Scheck hatte Herr Lindner aber leider nicht dabei.
Bei aller Freude über die schnelle Umsetzung dieses Großprojektes und der damit verbundenen Hoffnung einen wesentlichen Beitrag zur kurzfristigen Energiesicherung Deutschlands beigetragen zu haben, bleibt auch ein schaler Beigeschmack. Mit diesem Terminal importieren wir auf 10 Jahre fossiles Gas, das zum Teil auch aus Fracking stammt. Davon wollten und wollen wir weg, aber dann griff Putin die Ukraine an und wollte uns mit seinem Gas erpressen…
Außerdem steht die FSRU ‚Hoeg Esperanza‘ in der Kritik zur Freihaltung ihrer Rohrsysteme Chlor zu verwenden und dies in den Jadebusen einzuleiten. Die noch folgenden schwimmenden LNG-Terminals in Deutschland nutzen dafür nach Medienangaben Ultraschall. Auch die besonders niedrige Temperatur des zurückgeleiteten Wassers, könnte der marinen Umwelt Probleme bereiten.
Das LNG Programm Deutschlands stand und steht nicht auf der Wunschliste nachhaltig denkender Politiker*innen, aber wer möchte alternativ den Bürger*innen erklären, dass ihre Wohnungen und das Essen kalt bleiben und wer will tausenden Arbeitnehmer*innen vermitteln, dass ihre Arbeitsplätze in energieintesiven Industrien nun wegfallen, weil die Produktionen eingestellt werden müssen. Als Politiker*innen haben wir die Verpflichtung Verantwortung zu übernehmen und auch Wege zu beschreiten, die nicht den eigenen Wunschvorstellungen entsprechen. Diese Verantwortung haben NGO’s nicht. Auch Kommunal ist es unter gegebenen Umständen unverantwortlich, sich in eine Fundamentalopposition zu begeben. Es geht darum, unter den gegebenen Bedingungen möglichst viel nachhaltige Politik in die Entscheidungsprozesse einfließen zu lassen. Demokratie besteht nun einmal aus Meinungsvielfalt und Kompromissen.
Wilhelmshaven setzt auf Wind und Wasserstoff . Zusammen mit green-technology Unternehmen, die sich hier ansiedeln wollen, kann dies einen enormen wirtschaftlichen Schub für diese Stadt bedeuten und damit auch wieder Einnahmen generieren, die wir dringend in den Sektoren Soziales, Bauen+Wohnen und Kultur benötigen. In den Gesprächen mit den Kolleg*innen aus Rat und Verwaltung wurde deutlich, dass sich alle, bei aller Unterschiedlichkeit der Positionen im Detail, einig waren genau dies voran treiben zu wollen.